»Die Goldenen Zwanziger«: Marie Jacquot dirigiert die Karajan-Akademie
Ein Film, der schockieren und aufrütteln sollte: Kuhle Wampe aus dem Jahr 1932 schildert das bittere Schicksal einer Arbeiterfamilie während der Weltwirtschaftskrise. Die Musik stammt von Hanns Eisler, der ein »Best of« zu einer Konzertsuite zusammenfasste. Musik auf der Höhe der Zeit: motorisch, mitreißend, erschütternd. Kurt Weills Namen verbindet man vor allem mit der Dreigroschenoper. Dabei konnte er viele Genres bedienen, wie sein Violinkonzert und seine Zweite Symphonie zeigen.
Kurt Weill waren Schaffenskrisen so gut wie unbekannt, und so beeindruckt sein vielgestaltiges Œuvre sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht. Die Werkliste mit rein instrumentalen Kompositionen blieb nur deshalb kurz, weil sich Weill in seiner späteren Berliner Zeit und dann auch im amerikanischen Exil fast ausschließlich auf das Musiktheater konzentrierte. Das Konzert für Violine und Blasorchester von 1925 und die teilweise bereits im Exil entstandene und unter der Leitung von Bruno Walter in Amsterdam uraufgeführte Zweite Symphonie stellen bereits die letzten Beiträge des Komponisten zur absoluten Musik dar. Beide Werke stehen auf diesem Programm mit der Dirigentin Marie Jacquot und den Stipendiaten der Karajan-Akademie. Als Solist ist Kolja Blacher zu erleben, der den Philharmonikern zwischen 1993 und 1999 als Erster Konzertmeister verbunden war.
Als sich Ende der 1920er-Jahre die zuvor so enge und produktive Kooperation mit Kurt Weill zu lockern begann, trat Hanns Eisler nach und nach an die Stelle des wichtigsten musikalischen Mitarbeiters Bertolt Brechts. Brecht war als Drehbuchautor an dem frühen, im proletarischen Milieu angesiedelten Tonfilm Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt? beteiligt, für den Eisler die Musik komponierte. Die Partitur verzichtet angesichts der im Film geschilderten Wirtschaftskrise auf jede Verzweiflung und Larmoyanz und unterstützt mit rhythmischer Energie die von Brecht beschworene politische Aufbruchstimmung. Die in diesem Konzert aufgeführte Dritte Suite zum Film endet mit einer instrumentalen Version des berühmten Solidaritätslieds.
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