Konzert

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In diesem Programm interpretieren die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Andris Nelsons Werke osteuropäischer Komponisten, die zwischen 1913 und 2021 uraufgeführt wurden. Zum Auftakt erklingt das Notturno Maria Anna, wach, im Nebenzimmer von Jüri Reinvere, der sich in den vergangenen Jahren als einer der unkonventionellsten Komponisten etabliert hat. Der Titel spielt auf Mozarts Schwester an – und damit zugleich auf Personen, die im unmittelbaren Umfeld kreativer Prozesse wirken. Reinvere nennt seine Komposition, die auf die Atmosphäre eines »Wachtraums zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein« abzielt, ein »Notturno des Schwebens«.

Zu den bedeutenden Interpret*innen, die sich heute für das Werk des Komponisten Mieczysław Weinberg einsetzen, gehört auch der international renommierte Trompeter Håkan Hardenberger. Weinbergs Trompetenkonzert von 1968 beginnt mit einem mehrfach wiederkehrenden, kurzen chromatischen Motiv des Soloinstruments. In seinen tänzerischen Passagen scheint es die Welt des Zirkus zu evozieren und mit einem Zitat aus Mendelssohns Hochzeitsmarsch auf ein – allerdings nicht überliefertes – Programm zu verweisen.

Die Pariser Uraufführung von Strawinskys Sacre du printemps 1913 geriet zu einem der berühmtesten Skandale der Musikgeschichte. »Man lachte, höhnte, pfiff, ahmte Tierstimmen nach«, schrieb Autor und Regisseur Jean Cocteau, damals einer der gewieftesten Beobachter aller zeitgenössischen Künste. Die unregelmäßigen Rhythmen und krassen Dissonanzen schienen dabei vorzivilisatorische Szenen heraufzubeschwören. Cocteau erfasste die Ambivalenz zwischen radikaler Modernität und Archaik: Er hörte aus der Musik sowohl »Kriegslärm« als auch »prähistorische Hirtengesänge« heraus. Die Aufregung um das Stück, das von einem Zeitzeugen zum »Massacre du printemps« umgetauft wurde, ähnelte einem heftigen Unwetter, das allerdings auch schnell vorbeizog. Bald bezweifelte kaum noch jemand, dass sich die Geschichte der modernen Musik in eine Zeit vor und eine Zeit nach dem Sacre teilen sollte.

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