Sakari Oramo dirigiert Mahler

Die Berliner Philharmoniker präsentieren zwei Spätwerke Gustav Mahlers, beginnend mit dem expressiven Adagio aus der unvollendeten Zehnten Symphonie. Schmerzvolle Melancholie herrscht hier vor, ebenso wie im Lied von der Erde. Zwischen Liederzyklus und Symphonie angesiedelt, nannte es Mahler seinerzeit »wohl das Persönlichste, was ich bis jetzt gemacht habe«. Anstelle des erkrankten Daniel Barenboim dirigiert Sakari Oramo.
Seine Zehnte Symphonie begann Gustav Mahler zu einer Zeit, in der er von der Affäre seiner Frau Alma mit Walter Gropius erfuhr – nicht zuletzt, weil Gropius einen seiner zahlreichen Liebesbriefe »versehentlich« direkt an ihn adressierte. Was folgte, war eine schwere Krise, die Spuren in seiner Zehnten hinterließ. Das Adagio, der einzige vollendete Satz, steuert konsequent einer Katastrophe entgegen: mit einem gleißend dissonanten Neuntonklang, aus dem die Trompete aufschreiartig ein A – wie Alma – hält.
Nach diesem Katastrophenstück, dem neben Trauer und Schmerz auch Einsamkeit und Weltabschied eingeschrieben sind, widmen sich die von Sakari Oramo dirigierten Berliner Philharmoniker einem weiteren Spätwerk Mahlers: dem Lied von der Erde, das zwei Jahre vor der fragmentarischen Zehnten entstand. Schon damals war Mahlers Leben aus den Fugen geraten, da seine ältere Tochter an Diphtherie starb und bei ihm selbst ein schwerer Herzklappenfehler diagnostiziert wurde. Mit dem Lied von der Erde nach Hans Bethges Chinesischer Flöte schrieb der Komponist eine ergreifende Symphonie mit Alt- und Tenorstimme, die die Endlichkeit der menschlichen Existenz ins Zentrum rückt. Was im verhallenden letzten Satz Der Abschied bleibt, ist die »irdische Ewigkeit«: der über den individuellen Tod hinausreichende Fortgang der Natur, die Mahler so liebte.
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