Herbert Blomstedt dirigiert Bruckners Siebte Symphonie

So viel Jubel war für den notorisch erfolglosen Anton Bruckner neu: Nach der Uraufführung seiner Siebten Symphonie wurde ihm »zum Schluss eine ¼ Stunde applaudiert« – eine Begeisterung, die bis heute anhält. Herbert Blomstedt vermutet als Grund für die Beliebtheit, dass die Themen einfacher und von einer »Wagnerschen Breite« seien. Der Dirigent ist eine Autorität für Bruckners Werke – mit den Philharmonikern kann er hier ein weiteres Mal sein feines Gespür für die emotionale Tiefe dieser Musik unter Beweis stellen.

Ein geheimnisvolles Tremolo der Violinen, erst dann der Einsatz eines Themas, das sich innerhalb von drei Takten über zwei Oktaven emporschwingt und sich anschließend in einer schier unendlichen Melodie aussingt. Der Beginn von Anton Bruckners Siebter Symphonie ist das sinnbildliche Aufstoßen eines Tors zu einer anderen Welt, einer feierlichen, klangsatten – mit einer wohl dosierten Prise Pathos. Dieser schöpferischen Weite steht mit dem Adagio ein Satz von berückender Innerlichkeit gegenüber – Bruckner nannte ihn eine »Trauer-Musik« für den von ihm verehrten Richard Wagner, der 1883, während des Entstehungsprozesses der Symphonie gestorben war. Einen weiteren Kontrast bietet das federnde Scherzo, bevor das Finale mit einer gewaltigen, in Wellen aufgebauten Apotheose schließt. »Da stand er nun in seinem bescheidenen Gewande vor der erregten Menge und verbeugte sich hilflos und linkisch einmal über das andere«, las man in der Presse zur Uraufführung über den 60-jährigen Komponisten. Fast ungläubig empfing Bruckner den Jubel über seine Siebte – sie bescherte ihm den längst überfälligen Durchbruch.

Bedeutenden Anteil an diesem Erfolg hatte ein ehemaliger Geiger des Wiener Hofopernorchesters, der zehn Jahre zuvor bereits an der Uraufführung von Bruckners Zweiter Symphonie mitgewirkt hatte und zu einem der führenden Dirigenten seiner Generation avancierte: Arthur Nikisch. Nachdem Bruckners Schüler Josef Schalk ihm die Partitur der Siebten gezeigt hatte, soll der Dirigent geäußert haben: »Ich gebe Ihnen hiermit mein heiliges Ehrenwort, daß ich diese Symphonie in sorgfältigster Weise zur Aufführung bringen werde. Ich halte es für mich von nun an für meine Pflicht für Bruckner einzutreten.« Mit der Uraufführung der Siebten 1884 in Leipzig löste Nikisch sein Versprechen eindrucksvoll ein. Die Symphonie, die mit 33 Aufführungen zu Bruckners Lebzeiten zu dessen erfolgreichster werden sollte, erfreut sich bis heute allergrößter Beliebtheit – besonders dann, wenn sie von einem Experten wie Herbert Blomstedt präsentiert wird.

Berliner Philharmoniker
Herbert Blomstedt

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