Sir Simon Rattle mit Rachmaninow and Strawinsky beim Lucerne Festival
Elegische Wendungen treffen auf effektvolle Motorik à la russe: Als die von Sir Simon Rattle dirigierten Berliner Philharmoniker beim Lucerne Festival 2014 mit Rachmaninows Symphonischen Tänzen und Strawinskys Feuervogel gastierten, war anschließend in der Presse von einer »Sternstunde« die Rede. Bei dem Abend zwischen Spätromantik und klassischer Moderne konnte das Orchester seine nuancierte Ausdruckskunst unter Beweis stellen.
Sie waren Zeitgenossen und Landsleute – und hätten doch kaum unterschiedlicher sein können: Igor Strawinsky, der mit seinen raffinierten Ballettmusiken die Welt im Sturm eroberte, und Sergej Rachmaninow, der als einer der letzten Romantiker gilt. Kein Wunder, dass Letzterer nicht zu den erklärten Anhängern Strawinskys gehörte, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte: Als die Komponisten 1942 im amerikanischen Exil erstmals aufeinander trafen, versuchten beide, musikalische Themen möglichst lange zu umgehen. Stattdessen sprachen sie über ihre verlorenen Lizenzeinnahmen – das internationale Copyright wurde damals in Russland nicht anerkannt –, und träumten von den immensen Summen, die sie hätten verdienen können.
Das Luzern-Gastspiel eröffneten die Berliner Philharmoniker und Simon Rattle mit Rachmaninows letztem Orchesterwerk, den Symphonischen Tänzen, die 1940 auf Long Island entstanden sind. In ihnen scheint der Komponist eine Bilanz des eigenen Lebens zu ziehen – in abschattiertem Schönklang, der bisweilen nostalgisch wirkt, wobei die breite Klangpalette des spätromantischen Symphonieorchesters virtuos zur Geltung kommt. Auch Strawinskys in allen erdenklichen Farben funkelnde Ballettmusik L’Oiseau de feu entfaltet eine außergewöhnlich magische Atmosphäre. Bereits nach rund anderthalb Minuten mündet die Musik in ein knisterndes Glissando-Klangfeld, das selbst einen Komponisten wie Richard Strauss verblüffte, der das Werk 1912 zum ersten Mal in Berlin hörte.
© 2014 Accentus Music
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