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Die Lebensläufe von Dmitri Schostakowitsch und Richard Strauss gestalteten sich denkbar unterschiedlich. Umso spannender ist es, wenn Semyon Bychkov am Pult der Berliner Philharmoniker in diesen Konzerten zwei Werke dirigiert, die sich wie musikalische Selbstauskünfte beider Komponisten ausnehmen. »Warten auf die Exekution ist eines der Themen, die mich mein Leben hindurch gemartert haben«, soll Schostakowitsch gegen Ende seines Lebens einem Freund anvertraut haben: »Viele Seiten meiner Musik sprechen davon.« Solche sind auch in der Partitur des 1959 komponierten Ersten Cellokonzerts von Schostakowitsch zu finden. Das Werk entstand, nachdem Schostakowitsch – vom Sowjetischen Komponistenverband zuvor wegen »volksfeindlicher Tendenzen« geächtet – der Leninpreis verliehen worden war. An die offizielle Rehabilitation als Künstler knüpfte der Komponist indes wenig Hoffnung: »Das Etikett ›Volksfeind‹ blieb für immer an mir kleben«, erinnerte sich Schostakowitsch in späteren Jahren: »Meine Vergangenheit war ausgestrichen. Meine Arbeit, meine Fähigkeiten – all das brauchte niemand. Und die Zukunft bot keinen Hoffnungsschimmer.« Dass Schostakowitschs Erstes Violoncellokonzert, dessen technisch und emotional gleichermaßen heiklem Solopart sich in diesen Konzerten der französische Cellist Gautier Capuçon annimmt, existenzielle Lebenserfahrungen und Todesängste des Komponisten reflektiert, beweist nicht zuletzt das Hauptmotiv des Werks: Ist es doch aus dem musikalischen Monogramm von D. Schostakowitsch (D-(E)S-C-H) abgeleitet.

Richard Strauss besaß wesentlich mehr Talent, sich unbeschadet durch die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts und ihre Nachwehen zu manövrieren. Zum Beispiel verhinderte der bei den Nazis in Ungnade gefallene ehemalige Präsident der NS-Reichsmusikkammer 1945 die Beschlagnahmung seiner Garmischer Villa durch US-amerikanische Soldaten mit der Erklärung: »I am the composer of the Rosenkavalier ...« Ein musikalisches Denkmal hatte sich Strauss bereits 46 Jahre zuvor mit Ein Heldenleben gesetzt. Denn die Hauptakteure dieser Symphonischen Dichtung sind: der Komponist selbst, seine Gattin (laut Strauss »sehr kompliziert, ein wenig pervers, ein wenig kokett ...«) sowie die von Strauss mit bissigem Humor charakterisierte Zunft der Musikkritiker. Zwei Biografien, zwei musikalische Selbstauskünfte – und zwei Interpreten, die für ihren kompromisslosen Einsatz bei den von ihnen gespielten Werken bekannt sind.

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