Konzert

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In der Musik des 20. Jahrhunderts stößt man auf eine ganze Reihe von Werken, die ihre Existenz einer Kriegsverletzung verdanken: Der österreichische Pianist Paul Wittgenstein, älterer Bruder des Philosophen Ludwig, hatte im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verloren. In der Absicht, seine Musikerkarriere fortzusetzen, gab er bei führenden Komponisten der Zeit Werke für die linke Hand in Auftrag. Neben Künstlern wie Paul Hindemith, Erich Wolfgang Korngold, Benjamin Britten und Sergej Prokofjew kam auch Maurice Ravel dem Wunsch des Pianisten nach: Sein 1929 uraufgeführtes Klavierkonzert für die linke Hand ist zweifellos die bedeutendste der für Wittgenstein geschriebenen Kompositionen. Mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Pierre Boulez brillierte hier der nicht zuletzt für seine Interpretationen zeitgenössischer Musik berühmte Pierre-Laurent Aimard als Solist.

Das Programm zeigte eine für den Dirigenten und Komponisten Pierre Boulez typische zeitliche und stilistische Konzentration: Béla Bartóks von rhythmischem Elan und ungewöhnlicher Besetzung gekennzeichnete Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta ist nur sechs Jahre nach Ravels Konzert entstanden. Und die Entstehungszeit von Boulez’ eigenen Notations reicht in dieselbe musikgeschichtliche Epoche zurück, nämlich ins Jahr 1945, dem die erste Fassung für Klavier entstammt. Boulez war nicht nur von den Entwicklungslinien der Musikgeschichte fasziniert, sondern strebte auch in seinem eigenen Schaffen nach kontinuierlicher Reifung. So erschien das letzte der insgesamt fünf für großes Orchester umgearbeiteten und dabei strukturell und zeitlich erheblich ausgeweiteten Stücke erst 1997 – und damit 52 Jahre nach der Urfassung.

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