Konzert

Mehr zum Konzert

Die Auseinandersetzung mit dem symphonischen Œuvre von Gustav Mahler stellt eine Konstante in der mittlerweile 30 Jahre währenden künstlerischen Zusammenarbeit von Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmoniker dar. Sein philharmonisches Debüt gab Sir Simon 1987 mit einer Aufführung von Mahlers Sechster Symphonie, auf das Programm seines Antrittskonzerts als künstlerischer Leiter des Orchesters setzte er 2002 u. a. Mahlers Fünfte. Die von Publikum und Presse gleichermaßen umjubelten Aufführungen sämtlicher Symphonien Mahlers in den Spielzeiten 2010/2011 und 2011/2012 markierten dann bereits einen der zahlreichen Höhepunkte im Zusammenwirken von Sir Simon und den Berliner Philharmonikern. Und so schließt sich ein Kreis, wenn er für sein letztes Konzert als Chefdirigent im Großen Saal der Philharmonie wiederum die Sechste des visionären Symphonikers ausgewählt hat und deren Interpretation erneut zur Diskussion stellt.

Über das in den Jahren 1903 bis 1905 entstandene Werk schrieb die Witwe des Komponisten in ihren 1940 erschienen Erinnerungen an Gustav Mahler: »Kein Werk ist ihm so unmittelbar aus dem Herzen geflossen wie dieses«, und fügte hinzu, die Sechste sei »sein allerpersönlichstes Werk und ein prophetisches obendrein.« Um die Endgestalt seiner Sechsten hat Mahler allerdings ringen müssen. Nach der 1906 in Essen erfolgten Uraufführung unterzog der Komponist die Partitur mehreren Revisionen, in deren Rahmen er u. a. die beiden Mittelsätze umstellte. Vordergründig scheint Mahlers Sechste indes wie keine andere Symphonie des Komponisten der klassischen Gattungstradition verpflichtet zu sein: Sie ist viersätzig angelegt, weist eine klare harmonische Disposition auf (drei der vier Sätze stehen in der Grundtonart a-Moll) und wird von einem Kopfsatz eröffnet, dessen Exposition nach Vorschrift des Komponisten wiederholt wird. Dennoch war Mahler davon überzeugt, seine Sechste würde »Rätsel aufgeben, an die sich nur eine Generation heranwagen darf, die meine ersten fünf in sich aufgenommen und verdaut hat«.

In der Tat sollte sich Mahlers Sechste als dasjenige Werk des Komponisten herausstellen, das der Nachwelt aufgrund seiner komplexen Satzstrukturen und neuartigen Ausdrucksdichte zunächst die größten Schwierigkeiten bereitete. Besondere Anforderungen stellte das monumental angelegte Finale, dessen abruptes, den bisherigen Verlauf des Satzes infrage stellendes Ende dazu führte, dass der Sechsten bereits zu Lebzeiten Mahlers der Beiname »Tragische« verliehen wurde. Doch schon zwei Jahre nach der Uraufführung des Werks bekannte kein geringerer als Alban Berg, es gebe trotz Beethovens Pastorale »doch nur eine VI.« – eben jene Mahlers!

Hilfe Kontakt
So geht’s Newsletter Institutioneller Zugang Zugang Gutscheine
Impressum AGB Datenschutz