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Was für eine Entdeckung! 1904 stieß ein pensionierter Beamter des k.k. Eisenbahnministeriums im Nachlass seines kürzlich zuvor verstorbenen Schwiegervaters auf eine handschriftliche Partitur aus der Feder von Anton ­Bruckner. Die Sensation bestand keineswegs darin, dass dieses Werk bislang unentdeckt geblieben wäre, handelte es sich bei dem Fund doch um Bruckners Fünfte Symphonie, die unter der Leitung von Franz Schalk am 9. April 1894 in Graz uraufgeführt worden war. Für Furore sorgte vielmehr die Tatsache, dass diese Handschrift eine Zueignung aufwies. Ihr war zu entnehmen, dass Bruckner seine Fünfte drei Jahre nach ihrer Vollendung »in tiefster Ehrfurcht« Dr. Karl Ritter von Stremayr gewidmet hatte. In seiner Funktion als Minister für Kultus und Unterricht hatte Stremayr 1875 Bruckners Ruf als Lektor für Harmonielehre und Kontrapunkt an die Wiener Universität bestätigt. Der Komponist dankte es ihm, indem er eine säuberliche, auf den 4. November 1878 – den Namenstag Stremayrs – datierte Abschrift seiner Fünften Symphonie nebst Widmung anfertigte, die dann bis zum Tod Stremayrs in dessen Privatbesitz verblieb.

Erstmals erklungen war Bruckner Fünfte am ­­20.April 1887 in einer Transkription für zwei Klaviere im Wiener Bösendorfersaal. Die erste Orchesteraufführung fand dann in Abwesenheit des Komponisten sieben Jahre später in einer Bruckners Intentionen vielfach verfälschenden Fassung statt: Der Dirigent hatte das groß dimensionierte Werk um rund 15 Minuten gekürzt, die Partitur zugleich aber in bester Opernmanier um ein Fernorchester bereichert. Da Schalk seine Version 1896 auch im Druck herausgab, war sie für die weitere Rezeption der Fünften richtungsweisend. Erst durch den spektakulären Fund der Stremayr zugeeigneten Partiturabschrift Bruckners wurde das Interesse an der Originalgestalt des Werks neu erweckt. Unbestreitbar scheint seitdem, dass sich die Fünfte wie eine Vorahnung von Bruckners Ruf an die Wiener Universität ausnimmt: Das Werk, das Bruckner selbst einmal als sein »kontrapunktisches Meisterwerk« bezeichnet haben soll, ist trotz seiner groß angelegten formalen Strukturen ein Musterbeispiel für kompositorische Ökonomie und Satzstrenge.

Bei Daniel Harding, der u. a. bei Claudio Abbado und Sir Simon Rattle sein Dirigierhandwerk als deren Assistent erlernte und 1996 im Alter von nur 21 Jahren sein philharmonisches Debüt gab, liegt dieses exzeptionelle Werk Bruckners in den denkbar besten Händen.

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