Zubin Mehta dirigiert Strauss und Beethoven
Zubin Mehta und die Berliner Philharmoniker stellen in diesem Konzert musikalische Heldengeschichten vor. Da ist zum einen der Ritter Don Quixote, der in seiner überspannten Phantasie aufregende Abenteuer mit Riesen, Räubern und einem fliegenden Pferd erlebt – und damit Richard Strauss zu einer wunderbar effektvollen Partitur inspirierte. Der Held in Beethovens Eroica bleibt demgegenüber anonym – es ist vielmehr ein Prinzip, das hier gefeiert wird: der entschlossene Kampf um eine bessere Welt.
»Etwas von Don Quixote steckt in uns allen«, meint Ludwig Quandt, Erster Solocellist der Berliner Philharmoniker in einem Interview für die Digital Concert Hall. Was den Quixote für ihn so faszinierend macht? »Die Art, wie er die Welt wahrnimmt. Es gibt eine große Diskrepanz zwischen seiner Vorstellung und der Realität.« Eine Hammelherde oder Windmühlen sind in Quixotes Augen ein feindliches Heer, das es zu bekämpfen gilt, eine hässliche Bauernmagd entzündet sein Herz, weil er sie für Dulcinea, die schönste Frau der Welt hält. Ihm zur Seite steht der treue, pragmatische Diener Sancho Pansa, der fatalistisch sämtliche Torheiten seines Herrn aushält. Miguel de Cervantes’ 1605 veröffentlichte Erzählung vom Ritter aus la Mancha gehört zu den wichtigsten Romanen der europäischen Kulturgeschichte. Der spanische Dichter schuf mit ihm eine Parodie auf die damals so beliebten Ritterromane. Der parodistische Ansatz Cervantes’ sowie die Situationen, die Quixote in seinem Wahn erlebt, inspirierten Richard Strauss zu seiner Tondichtung Don Quixote, in der er auf humorvolle, ironische Weise die musikalische Form der Variation persifliert. Gleichzeitig gelang ihm eine musikpsychologisch geniale Charakterisierung von Don Quixote, instrumental dargestellt von einem Solocello, und seinem Diener Sancho Pansa, dem die Solobratsche ihre Stimme leiht. In diesem Konzertprogramm ist Amihai Grosz, seit 2010 Erster Solobratschist des Orchesters, der Gefährte von Ludwig Quandt, der mit seinem Cello den verschrobenen Ritter musikalisch zum Leben erweckt.
Am Pult steht ein langjähriger künstlerischer Freund der Berliner Philharmoniker: Zubin Mehta, den das Orchester in der vergangenen Saison zu seinem Ehrenmitglied ernannte und der gerne in seinen Programmen Werke von Richard Strauss und Ludwig van Beethoven kombiniert. Umso überraschender, dass er eine der bekanntesten Symphonien des Wiener Meisters, seine Eroica, bislang noch nie bei den Philharmonikern dirigiert hat. Mit diesem Werk sprengte der Komponist die damaligen Gattungsnormen – nicht nur thematisch, formal und harmonisch, sondern auch in Hinblick darauf, dass sie Beethovens Monumentalstil etabliert. Gleichzeitig transportiert die Symphonie, die unter dem Eindruck der Revolutionsmusiken Frankreichs entstanden ist und thematisch auf Beethovens Ballett Die Geschöpfe des Prometheus Bezug nimmt, eine politische Botschaft: Sie setzt sich mit dem Ideal eines neuen Menschen auseinander, das die durch die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege ausgelösten gesellschaftlichen Umwälzungen hervorgebracht haben.
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