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Für die Spielzeit 2020/21 haben die Berliner Philharmoniker mehrere Konzerte mit Musik des Fin de siècle und Kompositionen der 1920er Jahre angekündigt. Letztere stehen im Mittelpunkt der erstmals ausgerichteten Philharmonischen Biennale im Februar 2021. Einen Vorgeschmack auf beide Schwerpunkte gab das zweite Konzert, das Chefdirigent Kirill Petrenko und Mitglieder des Orchesters im Mai 2020 realisieren konnten: Arnold Schönbergs Verklärte Nacht und Claude Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune sind in den 1890er Jahren entstanden, Paul Hindemiths Kammermusik Nr. 1 wurde 1922 uraufgeführt.

Schönberg und Debussy haben nur selten, und dann zumeist eher abschätzig, übereinander gesprochen. In Wahrheit täuschten sie sich aber nicht über die Bedeutung des anderen: Debussy bewunderte den Pierrot Lunaire, Schönberg wiederum setzte mehrfach Werke seines 12 Jahre älteren Kollegen auf die Programme seines zeitgenössischen Komponisten verpflichteten Vereins für musikalische Privataufführungen. In diesem Rahmen ist auch Benno Sachs’ Fassung des Prélude à l’après-midi d’un faune für Kammerorchester entstanden, die Kirill Petrenko für dieses Konzert ausgesucht hat.

Debussy und Schönberg hatten gemeinsam, dass sie sich in ihrem Bemühen um eine Erneuerung des traditionellen Formenkanons immer wieder von der Literatur inspirieren ließen. Das Prélude à l’après-midi d’un faune basiert auf einem Gedicht von Stéphane Mallarmé, dessen berühmte Dienstagabend-Salons Debussy mehrfach besuchte. Mallarmés symbolistische Lyrik, die dem Klang der Worte einen ebenso großen Wert beimisst wie ihrer Bedeutung, hat der Komponist kongenial in Musik übersetzt. Die zur Eröffnung von der Flöte angestimmte Melodie, die in immer neuen Harmonisierungen erklingt, darf als Erkennungszeichen des französischen Impressionismus gelten.

Erst 24 Jahre war Arnold Schönberg alt, als er 1899 sein Streichsextett Verklärte Nacht nach dem gleichnamigen Gedicht Richard Dehmels schrieb. Später verfasste Schönberg zwei Versionen für Streichorchester. Zum Entstehungszeitpunkt orientierte sich der Komponist stilistisch sowohl an Johannes Brahms als auch an Richard Wagner. Die strenge motivische Arbeit und die instrumentale Besetzung der Verklärten Nacht verweisen auf Brahms, der selbst zwei bedeutende Streichsextette geschrieben hatte. Die von starker Chromatik geprägte Harmonie und der Bezug auf eine außermusikalische Vorlage stehen dagegen in der Tradition Wagners und der Neudeutschen Schule. Die fünfteilige formale Anlage entspricht Dehmels Gedicht ebenso wie die von hoher Sinnlichkeit und Anspannung geprägte Stimmung.

Weniger an Schönberg und Debussy als an Igor Strawinsky lässt Paul Hindemiths Kammermusik Nr. 1 denken. Besonders das furiose Finale sorgte durch eingesetzte Mittel der Unterhaltungsmusik wie einen Foxtrott, durch seine Rhythmen und den aggressiven Einsatz der Perkussionsinstrumente bei der Uraufführung im Rahmen der Donaueschinger Musiktage für einen Skandal. Kirill Petrenko hat Hindemith als einen jener Komponisten bezeichnet, deren Werke künftig wieder häufiger in Konzerten der Philharmoniker aufgeführt werden sollen. So wird bei der Philharmonischen Biennale der provokante Einakter Mörder, Hoffnung der Frauen unter der Leitung von Donald Runnicles zu hören sein.

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