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Die Anstellung als Kapellmeister des Fürsten Nikolaus I. Esterházy bedeutete für Joseph Haydn sowohl finanzielle Sicherheit als auch künstlerische Isolation. Der Hofstaat residierte in den Sommermonaten etwa hundert Kilometer von Wien entfernt. »Ich war von der Welt abgesondert«, erinnerte sich Haydn später, doch gerade dieser Umstand bot ihm die Möglichkeit für kompositorische Experimente, denn »niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so musste ich original werden.«

Haydn hatte Glück: Der Fürst und das kleine höfische Publikum begeisterten sich für seinen kreativen Mut. In der um 1768 komponierten Symphonie Nr. 59 spielt Haydn mit extremen dynamischen Kontrasten und Überraschungseffekten. Zum Auftakt der Symphonie erklingt ein energisches Sprungmotiv, eine originelle Initialzündung – kein Wunder, dass ein Zeitgenosse Haydns das Werk »Feuersymphonie« taufte.

Im Windschatten des Erfolgs von Haydns 1798 in Wien uraufgeführter Schöpfung komponierte Ludwig van Beethoven die thematisch verwandte Ballettmusik zu Die Geschöpfe des Prometheus. Im Zentrum steht Prometheus – wörtlich der »Vorausdenkende« –, der den Göttern das Feuer stiehlt, um mit seiner Hilfe den Menschen Leben und Zivilisation zu schenken. Der antike Mythos hätte kaum von größerer Aktualität sein können, denn wohl jeden erinnerte der rebellische Prometheus seinerzeit an Napoleon Bonaparte.

Das von Salvatore Viganò choreografierte Handlungsballett – ein innovatives Genre, das dem eher pantomimisch-statischen Ballett alten Stils in Wien Konkurrenz machte – rückte jedoch nicht Prometheus in den Fokus, sondern, dem Titel gemäß, dessen Geschöpfe. Aus Ton geformt, erweckt der Götterfunke die beiden ersten Menschen zum Leben. Empfindung und Vernunft können sie jedoch nur durch die Künste erlernen, was letztlich Apollo, Bacchus und die Musen zu den eigentlichen Helden macht. Wer jedoch damals einen fröhlichen Musenreigen zu dezenter Klangkulisse erwartete, kannte den Komponisten schlecht. Wie schon in seiner Ersten Symphonie ließ Beethoven die Ouvertüre selbstbewusst eigenwillig mit einem spannungsgeladenen, nach Auflösung strebenden Akkord beginnen. »Alles ist für ein Divertissement, was denn doch das Ballett eigentlich sein soll, zu groß angelegt«, mäkelte ein Kritiker nach der Uraufführung. Doch für Beethoven war die humanistische Erziehung durch die (Ton-)Kunst zweifelsfrei eine sehr ernste Angelegenheit – und eben keine leichte Muse.

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