Raphaël Pichon debütiert mit Bachs h-Moll-Messe

Ein großer Komponist zieht mit einem seiner letzten Werke Bilanz – und schafft dabei eines der faszinierendsten Vokalwerke überhaupt: Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe sprengt die Grenzen der Messliturgie und vereint alles, was barocke Kompositionskunst ausmacht – von ergreifenden Arien über kunstvolle Fugen bis hin zu prachtvollen Chorsätzen. Dabei führt Bach durch ein breites Spektrum menschlicher Gefühle. Raphaël Pichon, gefeierter Dirigent der Alten Musik, gibt sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern.
Sie liegt nur einen Steinwurf von der Philharmonie Berlin entfernt, bei 18 Grad Celsius und fünfzig Prozent Luftfeuchtigkeit im Tresor der Musikabteilung der Staatsbibliothek: Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe. Das Autograph zählt zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Was es so kostbar macht, ist nicht allein der Umstand, dass hier die elegante Handschrift des Meisters zu bestaunen ist – es liefert auch wichtige Hinweise zur Entstehung des Werks. Die monumentale Messe entstand – wie unterschiedliche Tinten verraten – über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren hinweg.
Bis heute ist nicht bekannt, was den Lutheraner Bach dazu bewog, den gesamten Messtext der katholischen Liturgie zu vertonen. Mit einer frühen Fassung, bestehend nur aus Kyrie und Gloria, bewarb er sich als Sächsischer »Hof-Compositeur«, alle weiteren Teile des 18 Chöre und 9 Arien umfassenden Werks ergänzte er später – offenbar ohne Anlass. Der seinerzeit üblichen Parodie-Praxis gemäß bediente er sich dabei reichlich an eigenen Einfällen aus früheren Kompositionen. Das Ergebnis ist jedoch keinesfalls Stückwerk, sondern eine höchst originelle Messvertonung aus einem Guss, die alle Qualitäten Bachs in sich vereint: kontrapunktische Raffinesse und emotionale Tiefe, italienischer Opernarien-Stil und Stile antico. Mit welcher Sorgfalt Bach den lateinischen Text dabei ausdeutet, offenbart der Kanon der Arie »Et in unum dominum« besonders schön: Die beiden enggeführen Stimmen versinnbildlichen die Wesensgleichheit von Jesus Christus und seinem göttlichen Vater.
Bach selbst hat nie eine Aufführung seiner Messe erlebt. Heute zählt sie zu seinen beliebtesten Kompositionen und ist bei Raphaël Pichon, der als Dirigent und Countertenor umfassende Erfahrung mit der barocken Vokalmusik vorweisen kann, in besten Händen.
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