Konzert

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Den Ritterschlag erhielt Lisa Batiashvili als 22-Jährige von Alfred Brendel, der über eines ihrer Konzerte zu Protokoll gab: »Jeder Ton sang und sprach; Fantasie und Kontrolle, Wärme und Überlegenheit, Strenge und Flexibilität hielten sich die Waage.« Keinerlei Eigentümlichkeiten regionaler Geigerschulen – nicht die russische und nicht die von Dorothy Delay aus New York – lenkten von dem ab, was die Musik selbst zu sagen habe, schrieb Brendel damals und fuhr fort: »Der Leser meint nun vielleicht, da fehle es an Profil, an Persönlichkeit? An Innigkeit, Intensität, sinnlicher Schönheit? Keineswegs. Es ist hier nur alles, in seiner ganzen Vielschichtigkeit, im Lot. [...] Es glüht, aber nichts ufert aus.« Heute zählt Lisa Batiashvili zu den bedeutendsten Geigerinnen ihrer Generation. Über die Berliner Philharmoniker sagte sie: »Es ist wahrscheinlich das einzige Orchester, in dem so viele starke Persönlichkeiten zusammensitzen und jeder alleine für sich eine unglaubliche Leistung bringen kann, welche dann zu einer so gewaltigen Einheit wird. Egal was man spielt, man hat das Gefühl, dass vom erstem bis zum letzten Pult alle für eine Idee da sind.«

Mit Prokofjews Zweitem Violinkonzert widmet sich die Geigerin einem durch und durch lyrischen Werk, in dem der russische Komponist auf motorische und groteske Momente gänzlich verzichtete, die noch sein erstes Konzert der Gattung geprägt hatten. Bereits im März 1930 hatte Prokofjew in einem Interview der Chicagoer Zeitschrift Music Leader bekannt: »Die Zeiten, in denen Dissonanzen um der Dissonanzen willen benutzt wurden, sind vorbei. [...] Eine neue Einfachheit – das ist der heutige Modernismus.«

Eingeleitet wird der von Alan Gilbert dirigierte Abend von der irisierenden Klangskulptur Metacosmos der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdottir, die 2018 beim New York Philharmonic mit dem Marie-Josée Kravis Prize for New Music ausgezeichnet wurde. Das Werk erklingt in diesen Konzerten erstmals in Europa. Abgerundet wird das Programm mit der Symphonia domestica von Richard Strauss, einem parodistischen »Familienscherzo mit Doppelfuge«: Drei Themen, »Papa kommt von der Reise zurück, müde«, »Mama« und »Bubi, ein Gemisch, doch größere Ähnlichkeit mit Papa«, beschreiben Spaziergang und gemütlichen »Familientisch«, bis »Mama [...] Bubi zu Bett« bringt und »Papa et Maman seuls« sich ihrer »scène d’amour« hingeben. Mit geradezu artistischem Aufwand fasste Strauss das simple Sujet in einer hochartifiziellen musikalischen Anlage: mit einer ungeheuren Vielfalt an Melodien, die in brillanter Instrumentation vor dem Hörer ausgebreitet werden.

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