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Die Neue Welt suchte nach einer eigenen musikalischen Stimme: In den 1890er Jahren engagierte die Mäzenin Jeannette Thurber Antonín Dvořák als Direktor des von ihr gegründeten Musik-Konservatoriums in New York. Der Komponist sollte jungen Studenten dabei helfen, eine eigenständige und unverwechselbare Musiksprache zu entwickeln. Tatsächlich wurde die aufblühende Kulturszene in der Neuen Welt lange von europäischen Kompositionen und Musikern dominiert. Es dauerte dann aber nicht mehr lange, bis sich im Jazz, in Broadway-Musicals und in den Soundtracks und Musikfilmen Hollywoods eine uramerikanische musikalische Sprache herauskristallisierte. Bis heute zeichnet viele bedeutende amerikanische Komponisten der Klassikszene die Fähigkeit aus, das Ernste und Komplexe mit dem Unterhaltsamen und Publikumswirksamen zu verbinden.

Die zweite Folge der Berlin Phil Series ist der Musik der Vereinigten Staaten gewidmet. Als besonders engagierter Fürsprecher ist dabei der selbst aus den USA stammende Erste Konzertmeister der Berliner Philharmoniker Noah Bendix-Balgley zu erleben. Er macht mit einer leidenschaftlichen Romanze auf die kaum bekannte Komponistin und Pianistin Amy Beach aufmerksam, die mit Vorurteilen der Männerwelt zu kämpfen hatte und trotzdem in den Gattungen der Symphonie und des Solokonzerts reüssierte. Der heute über 80 Jahre alte John Corigliano verlangt in seinem Stück Stomp für Solovioline eine ungewöhnliche Stimmung der Saiten und den Einsatz des Fußes als körpereigenes Perkussionsinstrument – »to stomp« heißt »stampfen«. In Arrangements aus George Gershwins Porgy and Bess, einem Meilenstein nicht nur der amerikanischen Theatergeschichte, wird Bendix-Balgley von Ohad Ben-Ari begleitet, der bereits als Solist mit den Philharmonikern aufgetreten ist. Von Gershwin stammt auch ein Werk, das der philharmonische Soloklarinettist Wenzel Fuchs interpretiert.

Zu den besonders eigenwilligen und unbeirrbaren amerikanischen Komponisten gehört neben John Cage – von ihm steht ein reines Schlagzeug-Stück auf dem Programm – auch Charles Ives. Auch wenn das legendäre, 1906 entstandene Stück The Unanswered Question nur fünf Minuten dauert, stellt es doch mit seiner völlig neuartigen Tonsprache und seinem dramaturgisch genialen Frage- und Antwort-Dialog zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen ein zentrales Werk der Moderne dar. Dirigent dieser Archivaufnahme ist Sir Simon Rattle, der auch bei John Adams’ im Ausdruck so wildem wie in der Konzeption präzisen Stück Short Ride in a Fast Machine am Pult steht. John Adams war in der Spielzeit 2016/17 Composer in Residence der Philharmoniker. Den furiosen Abschluss der Folge bildet die Filmmusik zu einer Zeichentrickserie von Scott Bradley, bei der Orchestermitglieder in einer Slapstick-Einlage als die einander in inniger Feindschaft verbundenen Tom und Jerry agieren.

In seinem ersten Silvesterkonzert mit den Berliner Philharmonikern interpretierte Chefdirigent Kirill Petrenko mit seinem Orchester ausschließlich amerikanische Musik. Aus diesem Konzert stehen die Symphonischen Tänze aus Leonard Bernsteins West Side Story auf dem Programm. Ein Werk, in dem sich europäische Traditionen und der Geist der Neuen Welt miteinander verbinden.

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