Hannu Lintu und Vilde Frang
Der finnische Dirigent Hannu Lintu kommt zu seinem Debüt bei den Philharmonikern als musikalischer Botschafter seines Heimatlandes. Der Chefdirigent der Finnischen Nationaloper präsentiert Kaija Saariahos sphärisches Ciel d’hiver und die herb-nordische Siebte Symphonie von Jean Sibelius. Eingangs hören wir Olivier Messiaens Le Tombeau resplendissant und das hochvirtuose Violinkonzert von Igor Strawinsky mit Solistin Vilde Frang.
Olivier Messiaen konnte den Verlust seiner Mutter nie verwinden. »Meine Jugend ist tot… Wogen an meine Ohren! Wie das kracht: die Leere dringt in mich ein!«, notierte der 27-Jährige über seinem Le tombeau resplendissant (Das erleuchtete Grabmal). Das Stück beginnt mit schneidenden Klängen und findet erst nach einem Paukenschlag in den tiefen Streichern zur Ruhe. Die innere Leere weicht Messiaens bedingungslosem Vertrauen auf göttliche Erlösung: »Selig sind, die reinen Herzens sind.«
Igor Strawinsky versorgte lange seine Mutter, dazu Ehefrau, Kinder und Geliebte. 1931 forderte er deshalb ein gewagt hohes Honorar für ein Violinkonzert – und lieferte ein viersätziges Konzert voller Humor und nahezu unspielbarer Virtuosität. Das Werk nähert sich barocken Vorbildern an, indem die Geige oft mit anderen Orchesterinstrumenten in Kontakt tritt. »Diese Kammermusik-Qualitäten waren in der Interpretation der Schlüssel für mich«, so Solistin Vilde Frang, die seit ihrem Debüt beim Europakonzert in Røros 2016 gern gesehener Gast der Berliner Philharmoniker ist.
Hannu Lintu dirigiert so oft wie möglich Werke der Finnin Kaija Saariaho. Ciel d’hiver (Winterhimmel) ist die Bearbeitung eines Satzes aus ihrem 2002 komponierten Zyklus Orion. Das Werk verbreitet einen dunkel-atmosphärischen Klangnebel, in dem melodische Splitter aufblitzen. Saariaho fand ihren persönlichen Stil durch den Kontakt zur sogenannten Spektralmusikszene in den 1970er-Jahren in Paris. Ein damals hochgeschätztes Werk war Jean Sibelius’ Siebte Symphonie mit ihren Lichtvisionen der Streicher samt markant darüber liegenden Posaunenklängen. Die Sinfonie arbeitete zehn Jahre im Kopf des Komponisten, bis er sie 1924 zu Papier brachte: hochkonzentriert in nur einem Satz. Sibelius verglich sie mit einem Strom, angereichert durch zahllose Zuflüsse, bis dieser »majestätisch dem Meer entgegenflutet«.
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