Kirill Petrenko dirigiert Brahms, Zimmermann und Dusapin

Johannes Brahms setzte mit seiner Ersten Symphonie Maßstäbe: Dank ihrer dramatisch gefärbten Klangsprache gilt sie als Inbegriff der spätromantischen Symphonie – zugleich wirkt sie durch ihre innovative Themengestaltung bis in die Moderne hinein. Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker kombinieren das Werk mit dem expressiven Oboenkonzert Bernd Alois Zimmermanns, in dem sich Albrecht Mayer als Solist präsentiert. Eine Entdeckung ist das klanggewaltige Exeo von Pascal Dusapin.
»Ich werde von einem inneren Feuer angetrieben, das im Bereich des Ausdrucks absolut kompromisslos ist«, sagt Pascal Dusapin, »vor allem aber bin ich auf der Suche nach neuen Emotionen«. Der lateinische Titel seiner Komposition Exeo bedeutet »Ich gehe hinaus« – aus dem musikalisch Gewohnten, Abgegriffenen? Dusapin, der in Paris unter anderem von Olivier Messiaen und Iannis Xenakis ausgebildet wurde, gehört heute zu den bedeutendsten französischen Komponisten der Gegenwart. Im fünften Teil seiner insgesamt sieben Solos pour orchestre erforscht er die fantastischen Klangwelten, die ein Orchesterapparat hervorbringen kann. Eher subtil schwelend als dramatisch auftrumpfend geraten Figuren hier aneinander – und haben in ihrer Dichte und Radikalität tatsächlich das Potenzial, ungewohnte Gefühlszustände auszulösen. »Gewaltig und wunderschön«, erlebt Chefdirigent Kirill Petrenko die Komposition. Zum ersten Mal spielen die Berliner Philharmoniker ein Werk Dusapins in der Philharmonie Berlin, 2007 hoben sie unter der Leitung von Sir Simon Rattle eine Auftragskomposition des Komponisten beim Festival d’Aix-en-Provence aus der Taufe.
Der erste Satz von Bernd Alois Zimmermanns Konzert für Oboe und kleines Orchester trägt den Titel Hommage à Strawinsky. Besonders die »Kunst des Weglassens« bewunderte Zimmermann an ihm; auch der von Strawinsky mitgestaltete Neoklassizismus beeinflusste seinen Stil. Nicht zuletzt finden sich bei Zimmermann auch Verfahren der seriellen Musik, wobei er sich von der Darmstädter Schule und anderen zeitgenössischen Gruppierungen bewusst abgrenzte. Orchestermitglied Albrecht Mayer tritt hier als Solist ins Rampenlicht mit einem hochvirtuosen Stück, das ihm eine enorme Bandbreite an Spieltechniken abverlangt.
»Beethovens Zehnte« nannte der Dirigent Hans von Bülow Brahms’ Erste Symphonie und Ähnlichkeiten im Stil sind unverkennbar – dennoch trägt sie klar die individuelle Handschrift von Brahms. Der etablierte sich mit ihr als würdiger Nachfolger Beethovens, indem er – die symphonische Tradition respektvoll fortsetzend – einen visionären Ausblick in die zukünftige Entwicklung der bereits totgesagten Gattung bot.
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