Kirill Petrenko dirigiert »Der wunderbare Mandarin« und »Petruschka«

Chefdirigent Kirill Petrenko präsentiert Tanzmusik des 20. Jahrhunderts: Im Ballett Der wunderbare Mandarin beschreibt Béla Bartók mit expressionistisch geschärften Klängen die Gnadenlosigkeit des Großstadtlebens, in dem Menschlichkeit keinen Platz mehr hat. Igor Strawinskys Petruschka erzählt die bittersüße Liebesgeschichte einer Puppe inmitten eines trubeligen Jahrmarkts. Leoš Janáček schließlich feiert in seinen Lachischen Tänzen die schwermütige und zugleich vitale Volksmusik seiner tschechischen Heimat.

Nach Béla Bartóks Der holzgeschnitzte Prinz widmet sich Kirill Petrenko dessen Ballett-Suite aus Der wunderbare Mandarin. So unterschiedlich beide Werke sind – das eine ein verwunschenes Märchenspiel, das andere ein mörderisches Gegenwartsdrama –, verbindet sie doch die Gegenüberstellung von Mechanik und Menschlichkeit: Konkurriert im Prinzen-Ballett der Protagonist aus Fleisch und Blut mit seinem hölzernen Ebenbild, treffen in Der wunderbare Mandarin hektisch lärmende Großstadtrhythmen auf das Liebessehnen des Chinesen.

Der Mandarin wird in der Geschichte des Balletts einem Mädchen von ihren Zuhältern – drei Strolche genannt – zugeführt. Mehrmals versuchen diese den wohlhabenden Chinesen zu töten, um ihn auszurauben. Doch der Mandarin trotzt allen gewaltsamen Angriffen. Erst als das Mädchen ihn umarmt, ist er – im Moment höchster Erfüllung und größten Schmerzes – fähig zu sterben.

Der Theaterskandal, den Der wunderbare Mandarin bei seiner Kölner Uraufführung 1926 auslöste – Bürgermeister Konrad Adenauer verbot das »perverse« Stück anschließend –, erinnert an die Reaktion auf Igor Strawinskys Le Sacre du printemps ein gutes Jahrzehnt zuvor. Beide Werke gelten heute als Meilensteine des musikalischen Expressionismus. Strawinskys 1911 uraufgeführtes Ballett Petruschka ging aus Vorarbeiten zum Sacre hervor. Der Komponist hatte »die hartnäckige Vorstellung einer Gliederpuppe, die plötzlich Leben gewinnt und durch das teuflische Arpeggio ihrer Sprünge die Geduld des Orchesters so sehr erschöpft, dass es sie mit Fanfaren bedroht. Daraus entwickelt sich ein schrecklicher Wirrwarr, der auf seinem Höhepunkt mit dem schmerzlich-klagenden Zusammenbruch des armen Hampelmannes endet«.

Zum Auftakt dieses Ballettprogramms dirigiert Kirill Petrenko Leoš Janáceks Lachische Tänze. Entstanden um 1888 und 1927 revidiert, verarbeitete der Komponist hier in seinem eigenen Idiom Volkstanzweisen der Mährischen Walachei.

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko

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Künstler*innen

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