Konzert

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Wer vom traditionellen Saisonabschluss der Berliner Philharmoniker in der Waldbühne ausschließlich leichte Orchesterkost erwartet, der erlebte im Juni 1999 eine Überraschung: James Levine, von 1976 bis 2016 Musikdirektor der New Yorker Metropolitan Opera, stand am Pult und präsentierte zusammen mit dem kanadischen Heldentenor Ben Heppner ein Programm spätromantischer Meisterwerke von Wagner und Strauss. Der dramatische Bogen spannte sich dabei von den Tondichtungen Don Juan und Till Eulenspiegel des jungen Strauss über Orchesterversionen einiger seiner berühmtesten Sololieder und Ausschnitten aus berühmten Opern beider Komponisten wie Rosenkavalier, Lohengrin, Tristan und Meistersinger bis hin zum unverwüstlichen Walkürenritt.

Den schwungvollen Auftakt markierte der ewige Frauenheld Don Juan, von Strauss auf Grundlage eines Versepos’ von Nikolaus Lenau porträtiert: »Hinaus und fort nach immer neuen Siegen, solang der Jugend Feuerpulse fliegen!«Mit den folgenden Orchesterliedern Heimliche Aufforderung, Zueignung und Cäcilie erinnerte Ben Heppner daran, dass er seine Karriere einst als lyrischer Tenor begonnen hat, bevor er ins Heldenfach wechselte, was auch auch dem Lied des Sängers aus Strauss’ Rosenkavalier zugute kam. Walthers Preislied aus den Meistersingern oder Lohengrins Gralserzählung wurden bei Heppner ebenfalls zu wahren Juwelen der Gesangskunst ­– die umso kostbarer sind, als der kanadische Tenor, der vielen Musikfreunden als »der« Tristan seiner Generation galt, 2014 seine Opernkarriere beendet hat.

Auch James Levine, von 1982 bis 1998 regelmäßig zu Gast auf dem Grünen Hügel, ist ein ausgewiesener Wagnerianer, und Vorspiel und Liebestod aus Wagners Tristan entsprechen unter seiner Stabführung bis ins letzte Detail den Vorstellungen des Komponisten, wie er selbst sie formulierte: »Von der schüchternsten Klage des unstillbaren Verlangens, vom zartesten Erbeben bis zum furchtbarsten Ausbruch des Bekenntnisses hoffnungsloser Liebe, durchschreitet die Empfindung alle Phasen des sieglosen Kampfes gegen die innere Glut.« Und nach einem donnernden Walkürenritt gab es als zweite Zugabe wie immer die Berliner Luft – für mehr als 20.000 Zuhörer im weiten Rund der Waldbühne der gelungene Abschluss eines wunderbaren Konzertabends unterm Sternenzelt.

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