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Schuberts »Weg zur großen Symphonie« war lang und schwierig: Von den insgesamt 13 Werken dieses Genres, die er schrieb beziehungsweise zu schreiben begann, hat er nur sieben fertiggestellt; erst mit der 1825 komponierten »Großen« C-Dur-Symphonie gelang ihm der Durchbruch, der ihn zum Initiator der romantischen Symphonie nach Beethoven werden ließ. Diesem Ziel war Schubert allerdings mit seiner Unvollendeten bereits ziemlich nahegekommen, da er in den beiden vollständig überlieferten Sätzen ein zentrales kompositorisches Problem der Zeit (die Gestaltung des auf Expansion angelegten Sonatensatzes mit einer in sich geschlossenen, liedhaften Thematik) höchst originell löste, indem er die Funktion der Themen und ihre Satzstruktur im Rahmen des traditionellen Sonatensatzes neu definierte – ein Verfahren, das später auch Gustav Mahler anwandte, der das zukunftsweisende Potenzial von Schuberts Œuvre frühzeitig erkannt hatte: Bereits bei einem seiner ersten Konzertauftritte in Iglau am 31. Juli 1876 setzte er Schuberts Wanderer-Fantasie aufs Programm; später dirigierte Mahler regelmäßig Symphonien wie die Unvollendete und die »Große« C-Dur und brachte zudem, am Klavier sitzend, auch zahlreiche Schubert-Lieder zur Aufführung.

Knüpfte Mahler in seinen Liederzyklen kompositorisch direkt an Schuberts Schöne Müllerin an, griff er die Stimmung der Winterreise in seinem Lied von der Erde auf – ein exzeptionelles Werk, das die Endlichkeit der menschlichen Existenz zum zentralen Thema macht, entstanden in einer Zeit, in welcher der Komponist in eigenen Worten »vis-à-vis de rien« stand. Bernard Haitink, philharmonischer Gastdirigent seit 1964 und einer der herausragenden Mahler-Interpreten unserer Tage, widmet sich nach Schuberts Unvollendeter Mahlers Weltabschiedswerk, das nach dem katastrophenartigen Höhepunkt des letzten Satzes mit offenem Ende in der Unendlichkeit zu verhallen scheint: Der Text mündet, von zart schwebenden Tonlinien akzentuiert, in das Wort »ewig«, zu dessen vielfacher Wiederholung sich die Musik allmählich aufzulösen scheint. Tenor ist Christian Elsner, während der Bariton Christian Gerhaher das üblicherweise von einer Altistin gesungene zweite Solo übernimmt: Schon Bruno Walter ersetzte bei der Wiener Erstaufführung die Altistin durch den von Mahler geschätzten Bariton Friedrich Weidmann – schließlich hatte der Komponist selbst, anfangs über die Verteilung der Singstimmen noch unsicher, das Lied von der Erde auf dem Titelblatt der Stichvorlage als »Eine Symphonie für Tenor- und eine Alt- oder Baryton-Stimme und Orchester« betitelt.

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