Konzert

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Béla Bartók schrieb sein Erstes Violinkonzert »wie in einem narkotischen Traum« für seine Jugendliebe, die junge Geigerin Stefi Geyer: »Mein Geständnis« steht auf der Titelseite des Manuskripts. Die ersten vier Töne, mit denen die Solovioline beginnt (ein Motiv mit Ohrwurm-Qualität), bezeichnete der Komponist selbst als »Stefi-Motiv«. In spätromantischer Emphase zieht die sehnsüchtig ausgreifende Melodik voll tristanischer Leidenschaft allerdings ein freies Fugato nach sich – die Liebe wurde nicht erwidert. Das Werk entstand nach Auskunft des Komponisten in »den noch glücklichen Zeiten. Obwohl auch die nur ein halbes Glück waren«. Dennoch war Bartók zur Selbstironie fähig. Denn zu Beginn des sich ohne Unterbrechung anschließenden zweiten Satzes wird der höchste Ton eines kadenzierenden Aufschwungs der Solovioline im Orchester mit einem Anklang an Wagners »Tristan-Akkord« konterkariert. Die norwegische Geigenvirtuosin Vilde Frang, einst Stipendiatin von Anne-Sophie Mutters Hochbegabtenförderung und nun weltweit für ihre Virtuosität, Musikalität und Ausdruckskraft geschätzt, wird in diesen von Iván Fischer dirigierten Konzerten den Solopart von Bartóks Erstem Violinkonzert übernehmen: »Ich mag Bartók, die Ernsthaftigkeit und Logik seiner Tonsprache, die für mich sehr mit Bach verwandt ist.«

Vor Bartóks klingender Liebeserklärung hat der langjährige Chefdirigent des Konzerthausorchesters dessen Ungarische Bauernlieder aufs Programm gesetzt: eingängige Melodien, die alle auf Volksliedern beruhen. Allerdings gehen Bartóks Variationen, Harmonisierungen und satztechnische Ergänzungen weit über ein bloßes Arrangement hinaus. Abgerundet wird der Abend mit Auszügen aus Felix Mendelssohn Bartholdys Musik zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum, die Iván Fischer selbst zusammengestellt hat. Am Anfang dieses mendelssohnschen Geniestreichs steht natürlich die bereits im Sommer 1826 entstandene Konzertouvertüre (op. 21), von der schon Robert Schumann schwärmte: »Die Blüte der Jugend liegt über sie ausgegossen wie kaum über ein anderes Werk des Komponisten.« Als Mendelssohn 1843 im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. die Schauspielmusik (op. 61) komponierte, verwendete er seine rund 17 Jahre früher entstandene Jugendkomposition unverändert als Einleitung. Zu einem stilistischen Bruch kam es hierbei nicht, da die Fülle der melodischen Einfälle, die farbige Intensität der Harmonik und die wechselvolle Prägnanz der wirbelnden Rhythmen von der Ouvertüre kunstvoll auf die neukomponierten Teile der Schauspielmusik übertragen wurden.

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