Simon Rattle dirigiert Mozart und Strauss im Silvesterkonzert 2006
Ein musikalisches Doppelporträt von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss veredelte das Silvesterkonzert 2006 mit Simon Rattle. Da gab es spannende Querverbindungen – mit Strauss’ Interpretation des Don Juan-Stoffs, der bekanntlich auch Mozart inspirierte, und Musik aus dem Rosenkavalier, Strauss’ Hommage an das Wien des 18. Jahrhunderts. Solistinnen waren Camilla Nylund, Magdalena Kožená, Laura Aikin und – in Mozarts d-Moll-Klavierkonzert – Mitsuko Uchida.
Zum 30. Mal wurde das traditionelle Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker 2006 live vom ZDF übertragen. Mit Blick auf Wolfgang Amadeus Mozarts 250. Geburtstag in jenem Jahr präsentierte Sir Simon Rattle mit dem Klavierkonzert d-Moll KV 466 eines der populärsten Solokonzerte des Jubilars mit Mitsuko Uchida als Solistin. Eingerahmt wurde es von spätromantischen Delikatessen aus der Feder von Richard Strauss: der frühen Tondichtung Don Juan und dem hochkarätig besetzten Finale des Rosenkavaliers.
Sein erstes Klavierkonzert in einer Molltonart schrieb Mozart Anfang 1785 in größter Eile, sodass vor der Uraufführung keine Zeit mehr blieb, den Schlusssatz wenigstens einmal mit Orchester durchzuspielen. Trotzdem wurde das Konzert ein großer Erfolg, ungeachtet (oder vielleicht gerade wegen) der düsteren d-Moll-Töne, die an Don Giovanni und Mozarts Requiem in derselben Tonart erinnern. Mitsuko Uchida gelang an diesem Silvesterabend einmal mehr eine hinreißende Interpretation, und der Musikkritiker Klaus Geitel bejubelte sie als »eine zarte Fanatikerin der Genauigkeit, der Leichtigkeit, des Tiefsinns. Um ihre Interpretationen liegt immer so etwas wie wonniger Ernst: eine verliebte Gescheitheit, die alles Herkömmliche abstreift. Frau Uchida spielt sozusagen immerfort taufrische Uraufführungen selbst des Klassischsten«.
Dem berühmten Frauenheld Don Juan setzte Richard Strauss bereits als 24-jähriger Kapellmeister ein tönendes Denkmal, wobei er sich auf eine Dichtung von Nikolaus Lenau stützte, die den Titelhelden am Ende müde und ausgebrannt zeigt: »Der Brennstoff ist verzehrt, / Und kalt und dunkel ward es auf dem Herd.« Mehr als 20 Jahre nach diesem frühen Geniestreich bewies Strauss in seiner »Komödie mit Musik« Der Rosenkavalier, dass Liebesgeschichten auch ein gutes Ende nehmen können: Großmütig verzichtet die Feldmarschallin auf ihren Geliebten Octavian, der ganz in seiner jungen Liebe zu Sophie aufgeht. Camilla Nylund, Magdalena Kožená und Laura Aikin zelebrierten dieses überirdisch schwebende Opernfinale als Lehrstunde reinen Wohlklangs, bevor das Orchester sein Publikum mit zwei schwungvollen Zugaben von Johann Strauss Sohn und Antonín Dvorák in die kalte Silvesternacht entließ.
© 2006 EuroArts Music International
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