Santtu-Matias Rouvali und Alice Sara Ott
Als »hottest new talent in classical music« bezeichnete der Londoner Telegraph die Pianistin Alice Sarah Ott. Jetzt gibt sie mit Ravels jazzig-vibrierendem Klavierkonzert in G-Dur ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Ein weiterer Debütant ist der finnische Dirigent Santtu-Matias Rouvali, der die Musik seiner Heimat von ihrer leidenschaftlichsten Seite zeigt: mit der von Tschaikowsky inspirierten Ersten Symphonie von Jean Sibelius sowie mit Musik des international viel zu wenig bekannten Uuno Klami.
Die aus München stammende deutsch-japanische Pianistin Alice Sara Ott und der finnische Dirigent Santtu-Matias Rouvali, derzeit Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Tampere und der Göteborger Symphoniker stellen sich bei den Berliner Philharmonikern vor. Was sie verbindet? Beide wurden von ihren Eltern als Kinder in ein klassisches Konzert mitgenommen und waren sofort von der Musik elektrisiert. Alice Sara Ott wusste seither, dass sie Pianistin werden wollte, Santtu-Matias Rouvali begann sich für Schlagzeug und Dirigieren zu interessieren. Er startete seine musikalische Laufbahn als Schlagzeuger und wandte sich im Laufe der Zeit immer mehr dem Dirigieren zu. Diesen Beruf beschreibt er in einem Interview für den Bayerischen Rundfunk mit folgenden Worten: »70 Prozent unserer Arbeit ist die eines Psychologen, um andere Menschen für die eigene Sache zu gewinnen.«
Santtu-Matias Rouvali versteht sich darüber hinaus als Botschafter der Musik Finnlands. »Ich möchte immer ein Stück aus meinem Heimatland mitbringen.« So eröffnet er das Programm mit zwei Sätzen aus der atmosphärisch dichten, exzellent orchestrierten Kalevala-Suite von Uuno Klami, einem der wichtigen finnischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, der sich zwar inhaltlich zu diesem Stück von dem berühmten finnischen Nationalepos inspirieren ließ, musikalisch jedoch den Vorbildern von Igor Strawinsky und Maurice Ravel folgt. Kein Wunder, war Klami doch in Paris Schüler von Ravel. Dessen Klavierkonzert G-Dur gehört zu den Paradestücken von Alice Sara Ott, die das Werk brillant und gleichzeitig klanglich transparent vorzutragen weiß. Nach Aussage Ravels entstand das Konzert im Geiste von »Mozart und Saint-Saëns« und verschmilzt auf kongeniale Weise Elemente des klassischen Konzerts mit denen des Jazz sowie der baskischen und spanischen Volksmusik.
Den Abschluss des Programms bildet die Erste Symphonie von Jean Sibelius. Nach einer Reihe von Tondichtungen hatte der finnische Komponist sich 1898 während seines Aufenthalts in Berlin dem Genre der Symphonie zugewandt und mit diesem Werk den Gattungstraditionen jener Zeit seine Reverenz erwiesen: Der Anfang mit dem weitschweifigen, verträumten Klarinettensolo erinnert an Peter Tschaikowskys Fünfte Symphonie, das absteigende Seufzermotiv des Hauptthemas scheint von Edvard Grieg entlehnt. Gleichwohl weist sich Sibelius in seinem Erstling als Komponist mit einer eigenen, national-romantisch geprägten Tonsprache aus. Dass Santtu-Matias Rouvali ein begnadeter Sibelius-Interpret ist, haben er und die Göteborger Symphoniker bereits mit einer Einspielung dieses Werks bewiesen. »Sibelius unter Hochspannung, feinnervig, elektrisierend. Bitte mehr davon!«, heißt es in einer Kritik des Bayerischen Rundfunks.
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