Petr Popelka debütiert mit Schumanns »Frühlingssymphonie«

Robert Schumann im Liebesrausch: Frisch verheiratet mit Clara Wieck, sprudelten die Ideen zu seiner Ersten Symphonie nur so aus ihm heraus. Die Frühlingssymphonie spiegelt mit ihrem schwungvollen Optimismus diese Aufbruchstimmung wider. Im Kontrast dazu steht Alban Bergs ergreifendes Violinkonzert, das ein musikalisches Denkmal für die jung verstorbene Manon Gropius ist. Gil Shaham spielt den Solopart. Zu Beginn erklingt Antonín Dvořáks Waldtaube, die von Tod und Schuld erzählt. Am Pult der Philharmoniker debütiert Petr Popelka.

»Werden und Vergehen« könnte über diesem Programm stehen, mit dem sich Petr Popelka dem Berliner Publikum vorstellt. Der Tscheche wagte 2019/20 den Sprung vom Solokontrabassisten der Sächsischen Staatskapelle Dresden ans Dirigentenpult – mit Erfolg: Heute ist er unter anderem Chefdirigent der Wiener Symphoniker.

Am Beginn des Konzerts steht Antonín Dvořáks Die Waldtaube. Der Symphonischen Dichtung liegt eine Schauererzählung zugrunde, in der eine Witwe scheinbar um ihren Mann trauert, den sie jedoch selbst vergiftet hat – die Waldtaube ruft sie an seinem Grab zur Reue auf. Der brillante Dramatiker Dvořák gestaltet die Handlung in plastischen Bildern. Besonders der Trauermarsch zu Beginn lässt in seiner Abgründigkeit bereits Gustav Mahlers Kondukte vorausahnen.

»Frei, fröhlich, fromm, frisch« sollte das Violinkonzert klingen, das Alban Berg im Auftrag des Geigers Louis Krasner 1935 schreiben wollte. Hochmotiviert machte er sich ans Werk. Doch ein Schicksalsschlag am 22. April führte dazu, dass er das Stück »dem Andenken eines Engels« widmete: Die von ihm verehrte Manon Gropius, Tochter Alma Mahlers, war 19-jährig an Kinderlähmung gestorben. Ihr Erblühen zeichnet der erste der beiden Sätze nach – mal verträumt, mal verspielt. Im zweiten markiert ein neuntöniger Fortissimo-Akkord die Katastrophe. Tröstend wird das Vergehen begleitet von einem Zitat des Bach-Chorals »Es ist ­genug«. Am Ende verliert sich die Solovioline in »himmlischen« Höhen über einer Reminiszenz an den Anfang. Dass all das unter Verwendung einer Zwölftonreihe geschieht, fällt angesichts der überwältigenden Emotionalität kaum auf.

Ganz im Zeichen des Werdens steht die zweite Konzerthälfte: »Ich schrieb die Sinfonie in jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinreißt und in jedem Jahr von neuem überfällt«, so Robert Schumann 1841. In nur vier Tagen brachte er die Skizzen für seine Erste zu Papier. Und schon das markante Fanfarenmotto zu Beginn setzt den Grundton der Frühlingssymphonie, wie der Komponist sie selbst taufte: Aufbruch! Das Motiv zieht sich als poetische Grundidee durch das gesamte Werk.

Berliner Philharmoniker
Petr Popelka
Gil Shaham

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Künstler*innen

Petr Popelka Dirigent
Antonín Dvořák Komponist
Alban Berg Komponist
Gil Shaham Violine
Robert Schumann Komponist

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