Konzert

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»Zwei gezähmte Bilderstürmer« könnte man das Programm dieses Abends betiteln. Denn selten ist die Moderne des 20. Jahrhunderts derart klassisch ausgewogen zu erleben wie in Strawinskys Ballettmusik Apollon musagète. Und auch in Mahlers Vierter Symphonie begegnet uns ein Komponist, der sein Publikum oft genug heraus- und überforderte – in diesem Fall jedoch einen ungewohnt entspannten Ton anschlägt.

Nach Mahlers in Länge und Besetzung gigantischer Dritten Symphonie erscheint die Vierte wie eine Entschlackungskur. Nur gut eine Stunde dauert das vergleichsweise sparsam instrumentierte Werk, in dem Vortragsbezeichnungen wie »recht gemächlich« oder »sehr behaglich« dazu mahnen, keinen emotionalen Überdruck zu erzeugen. Und dann das Finale – keine monumentale Klimax, sondern ein Lied von geradezu aufreizender Schlichtheit. Aber man sollte sich nicht täuschen: Wie Mahlers übrige Symphonien hat auch die Vierte einen doppelten Boden. Stimmungen kippen kaum merklich, Erwartungen werden enttäuscht, und im scheinbar naiven Idyll gähnen unvermittelt Abgründe. Als Solistin ist hier Christine Schäfer zu erleben.

Ähnlich Mahlers Vierter Symphonie schafft auch Strawinskys Apollon musagète eine Gegenwelt zu früheren, expressiveren Werken. Strawinsky, der mit Balletten wie Le Sacre du printemps die Musikwelt erschüttert hatte, kultivierte in nachfolgenden Kompositionen einen beherrschten, an älteren Vorbildern geschulten Ton. In Apollon musagète ist seine Inspiration die französische Musik des 17. Jahrhunderts. Inhaltlich kreist das Ballett um Apollo, der auf drei Musen trifft, ohne dass sich daraus eine eigentliche Handlung entwickeln würde. Nicht dynamische Entwicklung, sondern größtmögliche Ausgewogenheit ist das dramaturgische und musikalische Anliegen Strawinskys in diesem Werk.

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