Konzert

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Maurice Ravel sammelte Spieldosen. Denn nichts faszinierte den Komponisten mehr als kindliche Traumwelten, die in Form präziser Mechanik kurzzeitig Gestalt annahmen. Ob sich Sergej Diaghilew dessen bewusst war, als er Ravel 1909 bat, ein an der Wende vom zweiten zum dritten nachchristlichen Jahrhundert entstandenes bukolisches Epos musikalisch für Aufführungen der Ballets russes einzurichten? Wir wissen es nicht – wohl aber, von welchen Vorstellungen sich der Komponist bei der Arbeit an Daphnis et Chloé leiten ließ: »Meine Absicht war, ein großes musikalisches Fresko zu komponieren«, bekannte Ravel, »weniger auf Archaik bedacht als auf Treue zu dem Griechenland meiner Träume, das jenem Griechenland verwandt ist, wie es die französischen Maler am Ende des 18. Jahrhunderts sich vorgestellt und geschildert haben.«

Ein Spiel mit Bildern und Klängen also, eingefangen in einer Partitur, die rauschhafte Zustände bis zur totalen Erschöpfung Musik werden lässt, dennoch aber von einer eher distanzierten, bisweilen kühlen Grundhaltung geprägt ist. Wie kaum ein zweiter verstand sich Ravel darauf, Emotionen durch intellektuelle Reflexion und satztechnische Präzision zu filtern. Nicht umsonst nannte er sich selbst einen musikalischen »Uhrmachermeister«.

Ein knappes Vierteljahrhundert jünger als Ravel, wurde Francis Poulenc von einem Kritiker einmal als jemand bezeichnet, der zugleich »Mönch und Lausbub« ist. Mit seiner 1943 entstandenen Chorkantate Figure humaine nach Texten seines Landsmanns Paul Éluard hat der janusköpfige Komponist unter dem Eindruck der deutschen Besatzung seines Heimatlands eine eindrucksvolle Hymne auf die Freiheit geschrieben. In unserem Konzert ist sie zu Beginn im vokalen Original und am Ende in einer Bearbeitung für 12 Cellisten zu hören (die aus organisatorischen Gründen am 19. Februar 2016 aufgezeichnet wurde). In ganz andere Gefilde entführt die von Rudyard Kiplings Dschungelbuch inspirierte Symphonische Dichtung Les Bandar-log von Charles Koechlin: ein ebenso virtuoser wie hintergründiger musikalischer Affentanz, der u. a. die Vertreter einer selbsternannten kompositorischen Avantgarde aufs Korn nimmt: »Diese Affen«, so Koechlin, »halten sich für geniale Schöpfer, sind aber nichts weiter als gemeine Nachahmer, deren einziges Ziel es ist, mit der Tagesmode Schritt zu halten.«

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