Adam Fischer und Leonidas Kavakos
Dunkle Töne prägen den Beginn dieses Konzerts mit Dirigent Adam Fischer. So ist Alban Bergs Violinkonzert – geschrieben zum Andenken an die 19-jährig gestorbene Manon Gropius und hier interpretiert von Leonidas Kavakos – eines der ergreifendsten Werke der Moderne. Unter dem Eindruck des Todes der eigenen Mutter wiederum entstand Anton Weberns filigrane Passacaglia. Den Gegensatz dazu bildet Antonín Dvořáks Neunte Symphonie Aus der Neuen Welt mit ihrer folkloristischen Heiterkeit.
Als der amerikanische Geiger Louis Krasner im Februar 1935 ein Violinkonzert bei Alban Berg bestellte, meinte der Komponist, der Musiker solle sich auf eine lange Wartezeit einstellen. Doch dann kam alles anders: Der Tod der 18-jährigen Manon Gropius, der Tochter Alma Mahlers aus der Ehe mit Walter Gropius, erschütterte Berg zutiefst und setzte zugleich seine kreativen Kräfte frei, sodass er das Werk innerhalb weniger Wochen komponierte. Mit diesem Konzert, das den Titel »Dem Andenken eines Engels« trägt, setzte er nicht nur dem jungen Mädchen, deren Familie er freundschaftlich verbunden war, ein musikalisches Denkmal, sondern schrieb auch gleichzeitig sein eigenes Requiem. Kurze Zeit nach der Vollendung starb Berg. Das auf einer Zwölftonreihe basierende Stück beschreibt zärtlich, innig und expressiv die jugendliche Reinheit Manons, ihre Freude am Leben und ihr tragisches Sterben, das im Zitat des Bach-Chorals »Es ist genug!« seine Katharsis und Überhöhung findet. »Berg lädt uns alle ein, uns etwas hinzugeben, das größer ist als wir«, meint Leonidas Kavakos, der Solist des Programms, der seit seinem philharmonischen Debüt 2003 nicht nur die Violinkonzerte von Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms, sondern auch die wichtigen Gattungsbeiträge des 20. Jahrhunderts mit dem Orchester aufgeführt hat.
Ebenfalls unter dem Eindruck des Todes, nämlich dem der eigenen Mutter, entstand 1908 Anton Weberns Passacaglia, mit der das Programm eröffnet wird. Webern, wie Berg ein Schüler Arnold Schönbergs, gelang es in diesem sich an barocken Formmodellen orientierenden Werk, lyrische und emphatische Klangstimmungen mit einer strengen Kontrapunktik zu verbinden. In der zweiten Konzerthälfte erklingt die Neunte Symphonie von Antonín Dvořák, ein Werk, das der tschechische Komponist 1892 während seines Amerika-Aufenthalts komponierte. »Die Amerikaner erwarten große Dinge von mir«, schrieb Dvořák. »Vor allem soll ich ihnen den Weg ins gelobte Land und in das Reich der neuen, selbständigen Kunst weisen, kurz, eine nationale Musik schaffen!« Tatsächlich gelang es dem Komponisten, in seiner Neunten, die den Beinamen Aus der neuen Welt trägt, dank der glücklichen Mischung aus amerikanischen und böhmischen Idiomen eine ganz eigene Klangwelt zu kreieren. Das Stück ist eines von Dvořáks populärsten Werken. Am Pult steht der Ungar Adam Fischer, der als Einspringer für den erkrankten Bernard Haitink, sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern gibt.
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