Konzert

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Frank Peter Zimmermann sucht jenseits ausgetretener Repertoirepfade immer wieder nach weniger Vertrauten: »Ich habe die Standardwerke so oft gespielt und auch aufgenommen, dass ich andere bedeutende Werke neben dem großen Strang dem Publikum näherbringen möchte.« In diesem Konzert steht das Violinkonzert Nr. 1 von Bohuslav Martinů im Fokus, das »kaum minder großartig« ist, als die zur gleichen Zeit entstandenen herausragenden Violinkonzerte von Strawinsky, Bartók, Berg, Schönberg, Hindemith und Britten, was sich allerdings »noch nicht herumgesprochen zu haben scheint« (Zimmermann).

Martinů, der 1890 in Polička nahe der böhmisch-mährischen Grenze geboren wurde und in jungen Jahren selbst als Violinist in der Tschechischen Philharmonie tätig war, schrieb dieses Stück 1932/1933 für den Violinvirtuosen Samuel Dushkin, für den Strawinsky kurz zuvor sein Violinkonzert komponiert hatte. Das technisch enorm anspruchsvolle Werk zeigt u. a. mit seinen Schlagzeugeffekten im Mittelteil, wie sehr der tschechische Tonsetzer in den »wilden Zwanzigern« mit dem in Paris grassierenden »Virus des Neoklassizismus« (George Antheil) infiziert worden war. Dennoch sorgen originelle Details wie etwa die gedämpften Streichertriller mit Flatterzungenklängen der Flöte im groß angelegten Kopfsatz oder die vertrackten Synkopen in der zündenden Coda des Finales für einen individuellen Tonfall.

Jakub Hrůša, Chefdirigent der Bamberger Symphoniker und erstmals bei den Berliner Philharmonikern zu Gast, hat an den Konzertbeginn die Tondichtung Das goldene Spinnrad seines Landsmanns Antonín Dvořák gestellt. Die abwechslungsreiche Musik nach einer Sage von Karel Jaromír Erben schildert die tschechische Variante des Aschenputtel-Stoffs. Abgerundet wird der Abend mit Leoš Janáčeks dramatischer und brillant instrumentierter Orchesterrhapsodie Taras Bulba nach der gleichnamigen Novelle Nikolai Gogols, in der die Tragödie des alten Saporoger Kosaken Taras Bulba und die seiner beiden Söhne, Andrij und Ostap, im Aufstand gegen Polen erzählt wird. Die poetische Vorlage bestimmt Form und Satzverlauf: Im ersten Teil evoziert eine grüblerische Musik die zwiespältigen Gefühle des Kosakenhauptmanns, der seinen eigenen Sohn tötet, da ihn dieser um der Liebe zu einer polnischen Adligen willen verraten hat. Im zweiten Satz wird Taras Bulba Zeuge von der Hinrichtung seines zweiten Sohnes Ostap durch die Polen, im dritten Teil wird er selbst verurteilt. Dennoch endet das Werk in einer gewaltigen Apotheose, da sich das Ende der polnischen Okkupation abzeichnet.

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