Konzert

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Kurt Sanderling war der letzte Vertreter einer Dirigentengeneration, die ihre Wurzeln in der Romantik hatte, aber bis weit ins 20. Jahrhundert wirkte und auf diese Weise eine Brücke zwischen den Epochen bildete. Für sein Konzert mit den Berliner Philharmonikern im Juni 1992 hatte sich Sanderling zwei Meisterwerke des 19. Jahrhunderts ausgesucht: Im Zweiten Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns brillierte der damals 34-jährige Yefim Bronfman, bevor Sanderling mit Tschaikowskys Vierter eines seiner »signature pieces« dirigierte.

Sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern hatte Sanderling erst vier Jahre zuvor gegeben – mit 78 Jahren. Wie Celibidache, Solti, Wand, Leinsdorf und Markewitsch gehörte er zum legendären Dirigentenjahrgang 1912 und begann seine Karriere ganz ohne formelle Ausbildung als Korrepetitor an der Städtischen Oper in Berlin. 1936 emigrierte er in die Sowjetunion, wo er von 1942 bis 1960 Zweiter Chefdirigent der Leningrader Philharmoniker unter Jewgenij Mrawinsky war und zu einer der bedeutendsten Dirigentenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts heranreifte. 1956 machte Sanderling mit diesem Orchester eine bis heute legendäre Einspielung der Vierten Symphonie von Tschaikowsky, zu dessen Musik er nach Meinung der Washington Post eine ganz besondere Beziehung hatte: »Sanderlings Tschaikowsky strahlt eine uneitle Würde aus, die nie den dramatischen Fluss behindert und stets alle muskalischen und emotionalen Elemente in der richtigen Balance hält. Er verliert sich nie in der Musik oder heizt die Stimmung unnötig an. Stattdessen spürt man überall seinen großen Respekt vor Tschaikowskys Partitur und dem Urteilsvermögen des Komponisten.«

Im ersten Teil des Konzertes hatte Yefim Bronfman das Publikum mit dem Zweiten Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns begeistert. Komponiert binnen 18 Tagen für das Dirigentendebüt seines Freundes Anton Rubinstein im Frühjahr 1868 in Paris, gehört es zu den raren Gattungsbeispielen, in denen das Soloinstrument den musikalischen Diskurs eröffnet. Ungewöhnlich ist auch, dass der langsame Satz an erster Stelle steht – und zunächst ganz wie ein barockes Präludium anmutet. Es folgen ein humorvolles Scherzo und eine schmissige Tarantella, die Bronfman beide bravourös meisterte und damit unmissverständlich klar machte, warum dieses Konzert zu den beliebsten Werken von Saint-Saëns gehört.

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